Pädagogik

Der Orientierungsplan

für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten

Der Orientierungsplan für Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg wird in unserer Kindertageseinrichtungen umgesetzt. Er wurde von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen aus Wissenschaft und Praxis gemeinsam erarbeitet.

Der Orientierungsplan bietet einen verbindlichen Rahmen für die pädagogische Arbeit. Für die individuelle Umsetzung lässt er viel Gestaltungsspielraum. Der Orientierungsplan regt an, die Welt mit den Augen der Kinder zu sehen.

Er geht von den Motivationen des Kindes aus. ‚Was will das Kind?‘, ‚Was braucht das Kind?‘, sind hierbei die leitenden Fragen.

Der Orientierungsplan gliedert sich in Grundlagen der Pädagogik und in Bildungs- und Entwicklungsfelder.

Neben den Grundlagen und Zielen der Bildungsarbeit werden auch pädagogische Herausforderungen und Merkmale einer guten Kindertageseinrichtung dargestellt.

a)   Die Bildungs- und Entwicklungsfelder

sind aus der Entwicklungspsychologie abgeleitet und umfassen alle Bereiche, die für die Persönlichkeitsentwicklung und Sozialisation eines Kindes von Geburt an leitend sind.

Diese Felder stehen in Beziehung zueinander und sind nicht getrennt zu betrachten.

Körper

Hierbei geht es um Erfahrungen in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Grob- und Feinmotorik, Wissen über den Körper, Gesundheit, Körpergefühl, Koordination, Darstellungs-und Ausdrucksmittel.

Sinne

Kinder nehmen ihre Umwelt durch ihre Sinne wahr, erforschen und entdecken die Welt durch Sehen, Beobachten, Hören, Riechen, Fühlen, Tasten und Schmecken.

Sprache

Dieser Bereich umfasst die Erweiterung und Verbesserung der Ausdrucksfähigkeit, um mit anderen zu kommunizieren. Weitere Ziele sind die Verknüpfung von Sprache mit Musik und Bewegung sowie das Kennenlernen von Schrift. Für Kindermit anderer Muttersprache ist der Erwerb der deutschen Sprache vorrangiges Ziel. Kinder erfahren, dass es mehrere Sprachen als Ausdrucksmöglichkeit gibt.

Denken

Hierzu gehören Forschen, Erkunden, Hypothesen aufstellen, Logik, Systematik, Versuch und Irrtum, Strukturen und Zusammenhänge erkennen, Philosophieren, Staunen, Aha-Erlebnisse. Kinder stellen ihrer Umwelt Fragen und suchen Antworten. Sie geben ihren Gedanken, Träumen, Vorstellungen und Wünschen Ausdruck.

Gefühl und Mitgefühl

Hier geht es um den angemessenen Umgang mit den eigenen Emotionen sowie Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Wertschätzung gegenüber Mensch und Natur. In vertrauensvoller Atmosphäre erlernen Kinder Strategien, um eigene Gefühle auszudrücken und um die Emotionalität anderer Menschen wahrzunehmen und darauf reagieren zu können.

Sinn, Werte und Religion

Kinder begegnen der Welt grundsätzlich offen. Sie entwickeln Vertrauen in das Leben auf der Basis lebensbejahender religiöser und weltanschaulicher Grundüberzeugungen. Um ihrer Lebenswelt Struktur und Orientierung geben zu können, brauchen die Kinder Werte. Beim Philosophieren über die Sinnhaftigkeit des Lebens werden Kinder ernst genommen und finden verständnisvolle Partner. Die wiederkehrenden Feste im Jahreskreis spielen im Alltag eine wichtige Rolle und dienen der Vermittlung von Ritualen, Werten und Normen.

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„Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ Maria Montessori

 

b)   Stammgruppe und Bildungsinseln

Kinder und Familien sind einer Stammgruppe zugeordnet. Hier findet die langfristige Entwicklungs- und Beziehungsbegleitung statt. Die pädagogischen Fachkräfte der Stammgruppe haben die individuellen Entwicklungs- und Gruppenprozesse im Blick und tauschen sich darüber aus. Die Stammgruppe ist eine Lernchance für Gruppenerfahrungen und bietet eine sichere Zugehörigkeit.

Darüber hinaus erleben sich Kinder auch in Klein- und Großgruppen, gruppenübergreifend und einrichtungsübergreifend. In den verschiedenen Bildungsbereichen der Einrichtung, die auch Bildungsinseln genannt werden, können Kinder sich in ihren Interessen entsprechend weiterentwickeln.

Dies geschieht zum einen aus eigenem Antrieb des Kindes und zum anderen auf Impulse der pädagogischen Fachkraft. Die Teilnahme an Angeboten kann freiwillig oder verpflichtend sein. Diese können außer von den pädagogischen Fachkräften auch durch andere Personen (Eltern, Handwerker, andere Fachleute) ergänzt werden. Angebote werden innerhalb und außerhalb der Kindertageseinrichtung durchgeführt.

Weiterhin können sich Kinder in Projektgruppen über einen längeren Zeitraum intensiv, zielgerichtet und in vielfältigen Aktivitäten mit einem Thema aus ihre Lebensrealität auseinandersetzen.